CD Kritik · Vokalzeit · »Klassikparodien«

Benjamin Künzel · klassik.com


Und dabei sang das lose Vieh: Taramtamtam, die Rhapsodie

Diese CD ist ein musikalischer Ausflug zum Schmunzeln, Lachen, Sich-Wundern und auch einfach zum Genießen!

“Klassikparodien” ist der Titel der neuen CD des Berliner Herrenquartetts Vokalzeit. Doch wie schon das Booklet dieser Neuerscheinung verrät, erwarten die Zuhörer ´nicht nur Parodien, und Ulk und Spott erst recht nicht´. Dennoch trifft der Begriff der musikalischen Parodie den Sachverhalt am besten: einer bereits existierenden Melodie, und sei sie auch rein instrumentaler Natur, wird ein neuer Text unterlegt. Somit bringen die vier Herren von Vokalzeit Opernouvertüren oder auch eine Violinsonate zu Gehör. Parodiert werden allerdings auch bereits existierende Volks- und Kunstlieder, die kurzerhand eine Umtextierung erfahren, oder die selbst in Ihrer Originalgestalt ungeahnte Komik entfalten.

Vokalzeit bietet einen umfangreichen Einblick in komische Klassik und klassische Komik. Die zwei Tenöre und zwei Bässe überzeugen vor allen Dingen als perfekt aufeinander abgestimmtes Quartett, dessen Stimmfarben bewundernswert harmonieren. Diese Wirkung stellt sich am überzeugendsten in den Volksliederarrangements von Silchers “Loreley”, die hier als “Mathematische Loreley” zu agieren hat, und in der liebevollen Variante von “Guter Mond, Du gehst so stille” ein, die sinnfällig einmal aus der Sicht des Mondes gesungen wird, der einem Betrunkenen den Heimweg erhellt (“Guter Mann, du gehst so stille”). Berrückend auch der instrumentale Effekt in der “Air” von Johann Sebastian Bach, die untextiert bleibt und somit die virtuose Kunstfertigkeit des Quartetts unter Beweis stellt, die mitunter – wenn auch stilistisch in vollkommen verschiedener Ausführung – an die Interpretation des Swingle Singers erinnert. Vollkommen unprätentiös fügt sich das Klavierspiel von Philip Meyers in diese Kunstform mit ein; es scheint manchmal sogar, als sänge er auf der Klaviatur mit.

Den Hauptteil ihrer Komik bezieht das vorliegende Programm aber aus den größtenteils humorvollen Texten. Neben der “Mathematischen Loreley” hinterlässt beispielsweise die “Denkmalschänderin” von Emil Gerhardt nachhaltigen Eindruck. Hier wird auf höchstem Niveau musiziert und das zielsichere Timing textlicher wie musikalischer Pointon vollendet vorgeführt. Hier entwickelt sich musikalische Komik, die wohl kaum besser vorgetragen werden kann.